Enduro Fahrerin (Querschnittslähmung)

Peggy Blanke, Enduro-Unfall am 08.10.2022

Meine Leidenschaft für das Motorradfahren wurde mir schon in die Wiege gelegt. Auf- gewachsen in einer Motorradfamilie, liebte ich Motorräder schon in meiner Kindheit. Durch meine Eltern, Onkel und Tante bin ich im Seitenwagengespann, später auf der Chopper und dann der Enduro groß geworden, auf der ich es meist sehr sportlich nehme. Was als entspanntes Enduro Wochenende in Tschechien begann, sollte mich vor zwei Jahren vor die größte Herausforderung meines Lebens stellen. Wir schlängelten uns auf Single Trails durch malerische Wälder und Felder, wir setzten über Baumstämme hinweg und nahmen fels- und wurzelreiche Steilauffahrten mit Geschick. Alles lief gut, bis sich das Motorrad an einer technischen Steilrampe aufbäumt, mich abwarf – und mit der Fußraste in meinem Rücken landete. Ich bekam keine Luft mehr, mein Oberkörper ächzte unter dem Gewicht des Motorrads, in meinen Beinen
hingegen fühlte ich nichts.
Im Krankenhaus wurden zwei Brust- und ein Lendenwirbel mit einer Platte fixiert und erst dann begann ich zu begreifen, was
auf mich zukommen würde. Als Enduro Fahrerin querschnittsgelähmt? An dieser Stelle würde die Geschichte, zumindest was das
Motorradfahren angeht, eigentlich enden. Doch wenn ich eines gelernt habe in diesem Sport, dann ist es niemals aufzugeben! Wie viele Male steckte das Motorrad scheinbar ausweglos in einem Steilhang fest, eingekeilt zwischen den Felsblöcken, die Muskeln schmerzen, der Schweiß läuft, der Kopf sagt, es geht nicht weiter. Doch von irgendwoher kommt eine unbändige Kraft,
irgendwie gräbst du die Maschine aus und kämpfst dich weiter vorwärts.
Im Januar 2023 gab es noch keinen deutschen Querschnittsgelähmten im Enduro Sport. Für die Straße allerdings gab es bereits
Umbaumöglichkeiten. Die Idee, dies auch im Geländesport zu realisieren, gab mir Hoffnung und neue Kraft. Ich wusste genau, dass ich es niemals allein schaffen würde und den richtigen Partner zu finden, wäre fast unmöglich. Bis ich Steffen Wiche, Teamchef und Trainer von »Wiche Motorsport«, traf und ihm von meinem Projekt »Inklusion im Enduro Sport« erzählte. Meine Idee, mit Querschnittslähmung wieder Motorrad zu fahren und damit anderen Hoffnung zu geben, hat ihn begeistert. Wo ein Wille, da ein Weg!